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Wetter zu verkaufen: Namensgebung von Druckgebieten

© iStock, RapidEye
Burglind und Friederike: Diese Vornamen sind in aller Munde. Kein Wunder, denn die beiden ersten Tiefdruckgebiete in diesem Jahr sorgten für erhebliche Schäden. Im Sommer bringen uns dann hoffentlich Hochdruckgebiete mit männlichen Vornamen schönes Wetter. Darauf wird uns so mancher Wetterbericht aufmerksam machen. Nur eine Frage bleibt darin meist unbeantwortet: Wie kommen die Hochs und Tiefs zu ihren Namen?



Manchmal ist es gut, sich zu erinnern: In den letzten Jahren setzten Tiefdruckgebiete weite Teile Europas unter Wasser und Stürme peitschten über das Land. Sie waren gekennzeichnet von teilweise großen Regenmengen, dabei waren die Durchschnittstemperaturen zu hoch. Grund dafür waren die zahlreichen Tiefdruckgebiete. Gerade sorgt Tief Friederike für erhebliche Schäden mit schlimmen Folgen. Das Tief war der schwerste Sturm seit 10 Jahren. Noch lange wird man sich wohl noch schaudernd an diesen Orkan zurück erinnern.

Der schöne Vorname an sich hat derart negative Assoziationen sicher nicht verdient. Wer ist also dafür verantwortlich? Wie kommen Hoch- und Tiefdruckgebiete zu ihren Namen? Um das zu klären, blicken wir zunächst in die lange Historie der Wetteraufzeichnungen.

Ein Blick in die Geschichte: Der "100-jährige Kalender"

Marius Knauer war der Name eines Abts, der sich von 1649 bis 1664 im Kloster Langheim bei Lichtenfels Gedanken über die landwirtschaftlichen Erträge seines Klosters machte. Er saß im Observatorium des Klosterturms und beobachtete das Wetter, über dessen Erscheinungen er akribisch Buch führte. Er hatte die Absicht, turnusmäßige Wetterverläufe zu entdecken, um sie zur Ertragssteigerung auf den Äckern und in den Gärten des Klosters zu nutzen. Sein Ziel waren zutreffende Wettervorhersagen. Jahre später nannte man Knauers Wetteraufzeichnungen "100-jähriger Kalender". Zahlreiche Bauernregeln haben darin ihre Ursprünge.

Die Namen der Taifune

Während der 100-jährige Kalender schon einige Jahrhunderte alt ist, gibt es die namentliche Bezeichnung für Hoch- und Tiefdruckgebiete gerade mal etwa 70 Jahre. Eingeführt wurde sie in den USA im Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Denn im Pazifik wüteten nicht selten mehrere Taifune gleichzeitig. Zu deren Voraussage belegte sie der US-Wetterdienst mit weiblichen Vornamen in alphabetischer Reihenfolge. Wenig später wurde diese Praxis auch auf die Hurrikane im Atlantik ausgeweitet.

Karlas Tipp: Vornamen für Druckgebilde

In Deutschland begann das Institut für Meteorologie der Freien Universität in Berlin 1954 mit der Namensgebung für Tief- und Hochdruckgebiete. In Anlehnung an die US-amerikanische Praxis hatte die junge Studentin Karla Wege angeregt, Druckgebilden auch in Europa Vornamen zu geben.

Zunächst war die Namensgebung nur im Großraum Berlin gang und gäbe – erst 1990 wurde sie über ganz Deutschland ausgedehnt. Damals waren mehrere Orkane in rascher Folge über das Land gezogen und die Namensgebung der Universität Berlin wurde deshalb auch für die Medien interessant - die namentliche Bezeichnung von Hoch- und Tiefdruckgebieten bürgerte sich ein.

Wetterpate werden: "Schietwetter" mal so und mal so

Damit sich niemand diskrimiert fühlt, verleihen Deutschlands meteorologische Institute in geraden Jahren - so wie 2018 - Hochdruckgebieten Jungennamen und Tiefdruckgebieten weibliche Vornamen. In ungeraden Jahren ist es umgekehrt.

Seit 2002 kann zudem jeder Wetterpate werden. Zuständig für die Namensvergabe ist noch immer das Berliner Institut. Ein Hoch kostet 299 Euro, ein Tief 199 Euro, jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer. Der Erlös kommt einer studentischen Wetterstation in Berlin-Dahlem zugute.

Dass Hochs teurer sind als Tiefs, liegt übrigens nicht daran, dass Sonne die Menschen mehr erfreut als Regen. Hochs haben eine deutlich längere Lebensdauer als Tiefs und verbleiben länger auf den Wetterkarten. Im Jahr werden etwa 50 bis 60 Hochs und 150 Tiefs getauft.

Nicht jeder Name ist erlaubt

Allerdings sind nur standesamtlich anerkannte Vornamen zugelassen. Doppel-, Nach- oder Firmennamen sind nicht erlaubt, außer, es handelt sich gleichzeitig um Vornamen. Kosenamen wie Hasi, Mausi oder Schätzchen sind gehen nicht. Im Januar geht es beim Buchstaben A wie Adam los, im Laufe des Jahres wird dann das Alphabet mehrmals durchlaufen.

Etwa die Hälfte der Patenschaften vergeben die Berliner direkt zu Beginn der Namensvergabe im September. Mädchennamen mit M und H sind regelmäßig sehr schnell weg. Bei der Vergabe gilt dann: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Bei Vornamen mit Q, X, Y und Z dagegen ist es deutlich leichter. Sowohl Männer als auch Frauen mit einem solchen Vornamen haben in diesem Jahr noch gute Chancen, ein Gebiet den eigenen Namen zu verpassen. F sich trotzdem kein Pate finden lässt, denken sich die Meteorologen des Instituts zur Not einfach einen Namen aus.

Die Namen der kommenden Hochs und Tiefs stehen übrigens schon fest. Die nächsten Tiefdruckgebiete nach Friederike werden Georgia, Helene, Imke und Jira heißen. Die nächsten Hochdruckgebiete tragen die Namen Christian, Dino, Enric und Fritz.

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