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indische Mädchen wollen nicht mehr „Nakusa“ oder „Nakushi“ heißen


Indische Mädchen mit neuer Namensurkunde:
Fast 300 indische Mädchen wollen nicht mehr „Nakusa“ oder „Nakushi“ heißen.

Es ist kaum zu glauben, aber in Deutschland gibt es tatsächlich keine gesetzliche Grundlage für ein Vornamensrecht. Das heißt jedoch nicht, dass ein Kind jeden beliebigen Namen erhalten kann, der den Eltern in den Sinn kommt. Nach der gängigen Rechtsprechung sind zum Beispiel Vornamen verboten, die den Namensträger der Lächerlichkeit preisgeben oder dessen Würde verletzen. Eine gravierende Verletzung der Würde wäre es, würde hierzulande jemand sein Kind „Ungewollt“ oder „Unerwünscht“ taufen.

Anders in Indien, wo die Geburt einer Tochter bis heute vielfach eine Enttäuschung für die Familie ist. Mädchen werden noch immer als Menschen zweiter Klasse betrachtet und diskriminiert. Deshalb ist es den Ärzten in Indien untersagt, der werdenden Mutter das Geschlecht des Fötus zu verraten. Es soll eine Abtreibung der Mädchen verhindert werden. Anscheinend wird das Verbot oft umgangen. Nur so ist es zu erklären, dass konstant mehr Jungen als Mädchen geboren werden. Mädchen werden demnach häufiger abgetrieben. Aktuell kommen in Indien landesweit bei Kindern unter 6 Jahren auf 1000 Jungen lediglich 914 Mädchen. Außerdem werden Kinder weiblichen Geschlechts nach der Geburt stärker vernachlässigt, weshalb die Sterberate bei Mädchen höher ist als bei Jungen.


Mädchen verursachen hohe Kosten, wenn sie verheiratet werden. In der hinduistischen Gesellschaft fällt es den Eltern der Braut zu, die Ausgaben für die Feierlichkeiten und für die Aussteuer zu tragen. Und es sind die Söhne, die nach dem Tod der Eltern deren Scheiterhaufen anzünden dürfen.


Viele Eltern drücken die Missachtung für die Mädchen auch in der Namensgebung aus. Die ungeliebte Tochter wird mit einem Vornamen versehen, der ihr für den Rest des Lebens einen negativen Stempel aufdrückt. Sie nennen sie „Nakusa“ oder „Nakushi“. Knapp 300 „ungewollte“ und „unerwünschte“ Mädchen dürfen sich nun freuen. Für sie beginnt mit einem neuen Vornamen ein neuer Lebensabschnitt.


Auf Initiative der Bezirksbehörde Satara im indischen Bundesstaat Maharashtra durften die jungen Frauen ihren Vornamen ändern. In Satara hat die Politik auch allen Grund, gegen das mädchenfeindliche Verhalten eines Großteils der Bevölkerung vorzugehen. Hier kommen bei den Untersechsjährigen auf 1000 Jungen nur noch 881 Mädchen. Eine erschreckende Bilanz, die für die Zukunft der indischen Gesellschaft nichts Gutes verheißt.


Die Mädchen, die nun mit einem neuen Vornamen durchs Leben gehen, setzen jedenfalls alle Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Zur feierlichen Zeremonie waren sie in ihren schönsten Kleidern erschienen. Sie tragen nun die Vornamen bekannter Stars aus Bollywoodfilmen. Manche haben sich auch für Vornamen hinduistischer Tradition entschieden. „Vaishali“ ist einer der neuen Namen und bedeutet „wohlhabend, schön und gut“, was sehr viel positiver klingt als „unerwünscht“. Andere heißen nun „Ashmita“. Da könnte der Vorname ein Omen für die Zukunft sein, denn er heißt übersetzt „sehr robust“ oder „steinhart“. Robustheit müssen die indischen Mädchen wohl auch in Zukunft beweisen, wenn sie sich in der indischen Männerwelt behaupten wollen.

Foto: © mitgirl - Fotolia.com


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